Letzten Donnerstag ging es für mich (Leonie) wieder mal auf Tour. Das Ziel dieses Mal war Weimar! Tim musste leider kurzfristig absagen und hat dadurch drei super interessante Tage verpasst!
Los ging es am Donnerstagmorgen. Glücklicherweise hatte ich den Luxus quasi direkt vor der Haustür abgeholt zu werden, so mussten drei weitere Mitfahrer und ich nicht erst morgens früh bis nach Dortmund juckeln.
Mit einer Gruppe von 17 Freiwilligendienstleistenden kamen wir gegen Nachmittag im sonnigen Weimar an. Nachdem wir unsere Zimmer bezogen hatten, trafen wir uns zum ersten Kennenlernen in unserem Seminarraum. Dabei war kaum das Knurren unserer Bäuche zu überhören und wir warteten sehnlichst darauf, das Abendbuffet plündern zu dürfen. Nachdem wir das gemacht hatten, ging es dann direkt wieder in den Seminarraum, indem schon ein Film über Freddie Hirsch auf uns wartete. Das Thema des Abends war „Sport im Nationalsozialismus“.
Freddie Hirsch, ein Jude und homosexueller Sportler, setzte sich damals im Konzentrationslager Theresienstadt für die Kinder und Jugendlichen ein, ermöglichte vielen von ihnen ein verhältnismäßig angenehmes Leben dort und gilt bis heute für viele als echter Kämpfer und Vorbild. Auch uns alle hat diese Geschichte sehr bewegt und wir waren nach dem Film erstmal aufgewühlt.
Am zweiten Tag ging es dann mit dem Bus rüber nach Erfurt. Auf dem Plan stand an diesem Tag die Besichtigung der ehemaligen Firma „Topf und Söhne“, auch genannt die Öfenbauer von Auschwitz. Die meisten von uns gingen mit einem gemischten Gefühl in diesen Tag. Wir konnten uns einfach nicht vorstellen, warum man sich dazu entscheidet, an solchen grausamen Taten mitzuwirken und sie durch den Bau der Öfen zu unterstützen. Was mich so sehr schockiert hat, ist, dass die Verantwortlichen immer abgestritten haben, für die Morde tausender Menschen mitverantwortlich zu sein. Auch der finanzielle und wirtschaftliche Aspekt gehörte nicht zu den Motiven der Tat, denn durch den Bau der Öfen und Be- sowie Entlüftungsanlagen erzielten sie keinen Gewinn. Warum man also trotz anderer Handlungsmöglichkeiten so etwas entwirft und herstellt, mit dem Bewusstsein, wofür es genutzt wird, ist für mich nach wie vor unvorstellbar.
Gegen Abend ging es dann für uns in die City von Weimar. Hier stand uns der Abend zur freien Verfügung. Ich und eine Gruppe von ca. 6 Mädels spazierten erst einmal durch die schöne Innenstadt, schauten uns bekannte Gebäude und natürlich die Goethe- und Schillerstatue an. Nach einer kurzen Stärkung in einer Crêperie ging es dann noch in eine Kneipe, wo ein paar andere schon den ganzen Abend verweilten. Müde fielen wir dann am zweiten Abend ins Bett.
Der dritte und letzte richtige Tag in Weimar war meiner Meinung nach das Highlight der Fahrt. Direkt nach dem Frühstück ging es mit dem Bus in das ca. 20 min entfernte ehemalige KZ Buchenwald.
Nachdem wir zum Einstieg einen Film über das KZ zu damaligen Zeiten und Zeitzeugen gespannt geguckt hatten, ging es mit dem Rundgang los. Zuerst bekamen wir durch einen dreidimensionalen Lageplan einen ersten Überblick über das Gelände. Schnell fiel auf, dass das Ganze einem kleinen Dorf glich. Aufgeteilt in 1/3 Häftlingslager und 2/3 Gelände der SS, samt Unterkünften, Verwaltungsgebäuden, Garagen und Arbeitsplätze.
Zu unserem entsetzten gab es sogar ein Casino, ein Bordell und einen Tierpark für die Mitglieder der SS. Während unseres Rundganges kamen wir dann auch an dem Tor, welches der Eingang in das Häftlingslager war, vorbei. Vor diesem Tor wurden damals täglich Parolen und Reden vor allen Häftlingen gehalten, die alle den Blick auf den Schriftzug „Jedem das seine“ gerichtet hatten. Weiter ging es dann zu noch erhaltenen Gebäuden wie dem Krematorium, einer alten Baracke und einem ehemaligen Lagerhaus, welches heute ein Museum ist.
Je näher wir an diese Orte kamen, desto bedrückender wurde auch die Stimmung der Gruppe. Nicht zu vergessen, der eisige Wind, der mir an diesem sonnigen Tag nicht als einziges den ein oder anderen Schauer über meinen Rücken laufen ließ. Auch durch das Museum, in dem noch Kleidung, Fundstücke und viele Berichte von Zeugen ausgestellt waren, bekam man einen super detaillierten Einblick in die damalige Zeit.
Ich könnte jetzt noch drei Seiten über den Tag und die Geschichten dort schreiben, die meiner Meinung nach auch alle wichtig sind, damit das alles nicht in Vergessenheit gerät.
Abschließend bin ich sehr glücklich, diese Fahrt mitgemacht zu haben und blicke auf eine lehrreiche und prägende Zeit zurück.
Gegen das Vergessen!
Es war ein Erlebnis mit Höhen und Tiefen.
Einblicke in den furchtsamsten Teil, der leider zu unserer Geschichte gehört.
Aber dennoch eine wichtige und bewegende Fahrt mit Kultur und einer einzigartigen Gruppe.
Wir sind die letzte Generation, die Zeit mit Zeitzeugen haben kann, danach ist es unsere Pflicht Geschichten weiterzutragen und gegen das Vergessen zu Kämpfen!